Praxis der Zucht

Über das Züchten der Honigbiene sind viele Bücher geschrieben worden. Für den Imker, der sich näher mit der Zucht selbst befassen will, empfiehlt sich daher ein intensives Studium der Literatur und ergänzend praktische Kurse in entsprechenden Bienenzucht-Betrieben. Die nachfolgende Abhandung zeigt die praktische Aufzucht von Bienenköniginnen, wie wir sie durchführen.
 

Copyright: 2006 - Heinz Bauer

Bei der Königinnenzucht sind zwei Gesichtspunkte zu betrachten:

  • die Zuchttechnik (Art der Erzeugung der Königinnen und der Drohnen und die dazu erforderlichen Arbeitsschritte)
  • die Zuchtgenetik (Auswahl und kontrollierte Paarung der Geschlechtstiere und nachfolgende Selektion, d.h. alles, was die Qualität der Erbanlagen der Königin oder der Drohnen ausmacht, wird nachfolgend nicht behandelt)

Zur Bienenzucht gehört eine Vorprüfung und eine Auswahl der Geschlechtstiere (Drohnen und Königin), die bei der Zucht insgesamt zum Einsatz kommen sollen. Das Kriterium der Auswahl ist die Leistungsprüfung. Für diese gibt es in den Zuchtordnungen der Zuchtverbände genaue Durchführungsregeln. Das Ergebnis der Zucht (im Regelfall eine Anzahl von Königinnen) muss wiederum geprüft werden (Selektion der Besten).

Vor dem Start einer Königin-Zuchtserie muss klar sein, von welcher Zuchtmutter (Königin) der Zuchtstoff (jüngste Maden) kommen soll. Diese Zuchtmutter wurde durch ein Auswahlverfahren (die Beste von vielen) bestimmt.

Zuchttechnik

In der Praxis erfolgt heute die Königinnen-Nachzucht in künstlichen Weiselbechern (Näpfchen) aus Kunststoff. Die kleinsten Bienenlarven werden hierzu mit einem Umlarvlöffel aus der Wabenzelle entnommen (aus dem ausgewählten Zuchtvolk) und lagerichtig wieder im Kunststoff-Weiselbecher abgelegt. Die Bienenlarven sollten hierbei im Idealfall nicht älter als 12 - 24 Stunden sein (in der Literatur wird max. 36 Stunden angegeben). Das Umlarven der jüngsten Maden selbst kann "trocken" (es wird als Futter für Made nur die Menge an Gelee-Royale mit abgelegt, die sich gerade am Umlarvlöffel befindet) oder "nass" erfolgen (hierzu wird vorab ein wenig mit Mineralwasser verdünntes Gelee-Royale in das Weiselnäpfchen gegeben). Beide Verfahren zeigen jedoch im Ergebnis kaum Unterschiede.
Umgelarvte jüngste Maden können auch problemlos über Stunden transportiert werden, wenn an warmen Tagen ein Austrocknen vermieden wird (Zuchtrahmen in feuchtes Tuch einwickeln).

Das Pflegevolk

Zur Aufzucht der Weiselzellen aus jüngsten Maden wird ein Pflegevolk bestimmt. Wir verwenden hierfür Völker in 10-Waben-Zanderbeuten, die im Vorjahr mit zwei Bruträumen übereinander eingewintert werden. Die Vorbereitung eines Pflegevolkes für die Zuchtsaison beginnt bei uns ca. Mitte/ Ende März durch eine ca. 3-wöchige Reizfütterung (alle 2 Tage etwa ein 1/4 Liter Honig-Wasser-Lösung 1:1). Die in diesem Volk befindlichen Brutwaben werden auf guten Fütterungszustand der Larven geprüft (Larven und Maden sollen "im Futter schwimmen").
In der 2. Hälfte im April muss das Pflegevolk beide Bruträume weitgehend füllen (auf Schwarmstimmung achten).
Im Regelfall beginnen wir mit dem Ansatz der 1. Zuchtserie in der 1. Maiwoche. Deshalb verbringen wir 10 Tage vor diesem Termin die Königin des Pflegevolkes in den unteren Brutraum und legen ein Absperrgitter zwischen Brutraum 1 und Brutraum 2. Durch diese Maßnahme befindet sich zum Starttermin der Zuchtserie keine offene Brutbrut im Brutraum 2.

Zuchttechnik

  1. Der untere Brutraum mit der Königin wird auf ein neues Bodenbrett gestellt
  2. aus dem Brutraum der Königin werden Bienen von Brutwaben mit offener Brut
  3. in den (oberen) Pflegebrutraum gegeben (junge Pflegebienen / Achtung: Königin nicht mit abkehren)
  4. der Brutraum mit der Königin kommt an einen neuen Aufstellungsort
  5. der Pflegebrutraum bleibt am alten Aufstellungsort auf dem alten Bodenbrett
  6. die Flugbienen im Kasten der Königin werden zum Pflegevolk zurückfliegen
  7. die mittlere Brutwabe des Pflegevolkes wird entnommen, an diesen Platz kommt innerhalb der nächsten Stunde der Zucht-Rahmen mit den belarvten, künstlichen Weiselnäpfchen.

Wenn zum Starttermin der Zuchtserie eine Schlechtwetterperiode sein sollte, muss das Pflegevolk unmittelbar nach Zuchtstoffgabe gefüttert werden (siehe oben).
Wir geben pro Zucht-Rahmen max. 24 Weiselnäpfchen, da sie die größere Zuchtqualität verringern. Hiervon sollten 16-20 Weiselzellen angenommen werden. 

Rückvereinigung beider Volksteile

Da das Volk ja nicht dauerhaft geteilt werden soll, wird 2 Tage nach Start der Zuchtserie der Brutraum mit der Königin wieder an den ursprünglichen Aufstellungsort (auf das alte Bodenbrett) zurückgebracht. Der Pflegebrutraum (mit den angeblasenen Weiselzellen) wird über Absperrgitter aufgesetzt. Um eine optimale Weiterpflege der Weiselzellen zu erhalten, werden durch Umhängen zwei Brutwaben mit offener Brut aus dem Brutraum der Könign nach oben, links und rechts des Zucht-Rahmens, verbracht.

Am 5. Tag nach dem Umlarven (Zuchtstart) werden die Weiselzellen verdeckelt. Da zu diesem Zeitpunkt üblicherweise Tracht herrscht, würden die Bienen in kurzer Zeit die Weiselzellen einbauen. Da eingebaute Zellen die Sauerstoffversorgung der in der Zelle befindlichen Königin unterbinden, könnten hieraus, wenn überhaupt, nur minderwertige Königinnen schlüpfen.
Das Verbauen der Zellen wird durch Zellenschützer (NICOT-System) verhindert. Diese müssen deshalb sofort nachdem die Zellen verdeckelt sind aufgesteckt werden.

 

Die Verschulung der Weiselzellen

Wir verwenden für das Verschulen der Weiselzellen MINI-PLUS-Beuten. Diese haben sich bei uns in vielfältiger Weise als gut brauchbar erwiesen, da sie sechs MINI-Waben besitzen und gerade für die Königinnen-Aufzucht auch genügend Bienen enthalten.

MINI-Völker lassen sich als Türme zusammengestellt (mehrere Beuten übereinander) und mit einer Altkönigin versehen, auch leicht überwintern. Diese Türme werden dann unmittelbar vor dem Verschulungstermin der Weiselzellen im Mai des Folgejahres wieder auseinander genommen. Die Altkönigin wird entfernt und jede Einheit erhält als Grundausstattung zwei Brutwaben in der Beutenmitte, daneben links und rechts je eine Futterwabe und jeweils außen eine Mittelwand zur späteren Reserve.
MINI-Beuten mit frisch geschlüpften Königinnen werden zur Begattung aufgestellt (Belegstelle)
Beweiseln von Völkern mit jungen Königinnen
Vor dem Einweiseln der Jungköniginnen in die Völker wird bei uns jede Königin gezeichnet und ein Vorderflügel halb geschnitten. Während der Trachtmonate (Mai bis Ende Juli) sollte nie ein Volk willentlich entweiselt werden, da in dieser Zeit die Annahme von Jungköniginnen oft zur Glückssache wird (die Völker haben noch Drohnen). Wir weiseln daher generell zwischen Mitte August und Mitte September unsere Völker um. Hierzu verwenden wir gleich die MINI-Beute, in der die Jungkönigin sitzt, zusammen mit allen Bienen. In dieser Beute wurde auch diese Königin bereits vorgeprüft (Brutnestaufbau, Sanftmut, Wabenbau, Wabensitz etc.).
 

Völkervermehrung über das Kunstschwarmverfahren

Unter Berücksichtigung der heute vorherrschenden Problematik bei der Bienenhaltung (Völkersterben, Bienenkrankheiten, Belastung von Honig und Waben mit Pflanzenschutz- und Varroabehandlungsmitteln) kommt für uns keine andere Völkervermehrung als über das Kunstschwarmverfahren in Frage. Die Vorteile sind vielfältig:

  • neuer Wabenbau fördert die Volksgesundheit und enthält keine Rückstände
  • neue Völker können leicht gegen Varroa behandelt werden und starten varroafrei
  • neue Völker erhalten gleich eine vorgeprüfte, leistungsfähige Jungkönigin (aus den MINI-Beuten)
  • Völker erreichen bis Herbst gute Einwinterungsstärke und überwintern problemlos
  • der Kunstschwarm kann in eine Beute mit beliebigem Wabenmaß eingeschlagen werden

Kunstschwärme können grundsätzlich aus jedem zur Verfügung stehenden, gesunden Bienenmaterial gebildet werden. Zu beachten ist dabei lediglich, dass bis Ende Juni erstellte Kunstschwärme etwa 1 kg Bienen und danach erstellte Kunstschwärme je nach fortschreitender Jahreszeit (bis Ende August) 1,5 - 2 kg Bienen erhalten sollten. Dies erreicht man durch Abkehren von Brutwaben (Achtung: alte Königin nicht mit abkehren!) auch aus unterschiedlichen Trachtvölkern oder durch Entnahme von Bienen aus den Honigräumen.
Wir praktizieren seit Jahren die Entnahme des Bienenmaterials aus den Honigräumen zum Zeitpunkt der Honigraumentnahme zum Abschleudern. Da wir, um die abzuschleudernden Honigräume bienenfrei zu bekommen, immer Bienenfluchten einlegen, ergibt sich hierbei eine Vereinfachung. Die aus den über Bienenflucht gesetzten, schleuderreifen Honigräume werden von den Bienen verlassen. Sie gehen durch die Bienenflucht nach unten und ketten sich vorerst kurz direkt unter der Bienflucht auf. Hier hat man dann auch das richtige Bienengemisch (junge Bienen, ohne Drohnen und Königin), das für Kunstschwärme geeignet ist.

MINI-Beuten mit frisch geschlüpften Königinnen werden zur Begattung aufgestellt (Belegstelle)

 

Beweiseln von Völkern mit jungen Königinnen

Vor dem Einweiseln der Jungköniginnen in die Völker wird bei uns jede Königin gezeichnet und ein Vorderflügel halb geschnitten. Während der Trachtmonate (Mai bis Ende Juli) sollte nie ein Volk willentlich entweiselt werden, da in dieser Zeit die Annahme von Jungköniginnen oft zur Glücksache wird (die Völker haben noch Drohnen). Wir weiseln daher generell zwischen Mitte August und Mitte September unsere Völker um. Hierzu verwenden wir gleich die MINI-Beute, in der die Jungkönigin sitzt, zusammen mit allen Bienen. In dieser Beute wurde auch diese Königin bereits vorgeprüft (Brutnestaufbau, Sanftmut, Wabenbau, Wabensitz etc.).

 

Völkervermehrung über das Kunstschwarmverfahren

Unter Berücksichtigung der heute vorherrschenden Problematik bei der Bienenhaltung (Völkersterben, Bienenkrankheiten, Belastung von Honig und Waben mit Pflanzenschutz- und Varroabehandlungsmitteln) kommt für uns keine andere Völkervermehrung als über das Kunstschwarmverfahren in Frage. Die Vorteile sind vielfältig:

  • neuer Wabenbau fördert die Volksgesundheit und enthält keine Rückstande
  • neue Völker können leicht gegen Varroa behandelt werden und starten varroafrei
  • neue Völker erhalten gleich eine vorgeprüfte, leistungsfähige Jungkönigin (aus den MINI-Beuten)
  • Völker erreichen bis Herbst gute Einwinterungsstärke und überwintern problemlos
  • der Kunstschwarm kann in eine Beute mit beliebigem Wabenmaß eingeschlagen werden


Kunstschwärme können grundsätzlich aus jedem zur Verfügung stehenden, gesunden Bienenmaterial gebildet werden. Zu beachten ist dabei lediglich, dass bis Ende Juni erstellte Kunstschwärme etwa 1 kg Bienen und danach erstellte Kunstschwärme je nach fortschreitender Jahreszeit (bis Ende August) 1,5 - 2 kg Bienen erhalten sollten. Dies erreicht man durch Abkehren von Brutwaben (Achtung: alte Königin nicht mit abkehren!) auch aus unterschiedlichen Trachtvölkern oder durch Entnahme von Bienen aus den Honigräumen.

Wir praktizieren seit Jahren die Entnahme des Bienenmaterials aus den Honigräumen zum Zeitpunkt der Honigraumentnahme zum Abschleudern. Da wir, um die abzuschleudernden Honigräume bienenfrei zu bekommen, immer Bienenfluchten einlegen, ergibt sich hierbei eine Vereinfachung. Die aus den über Bienenflucht gesetzten, schleuderreifen Honigräume werden von den Bienen verlassen. Sie gehen durch die Bienenflucht nach unten und ketten sich vorerst kurz direkt unter der Bienflucht auf. Hier hat man dann auch das richtige Bienengemisch (junge Bienen, ohne Drohnen und Königin), das für Kunstschwärme geeignet ist.

 

Wie im Bild sichtbar werden die Bienen (rot gepunktet/ unter Bienenflucht) in eine Beute oder einen Ablegerkasten abgekehrt. Die Beute enthält je nach Bienenmenge und Wabenmaß zwischen vier und sechs Mittelwände. In die mittlere Wabengasse wird die Jungkönigin im Ausfresskäfig (verschlossen und nicht zum Ausfressen frei gegeben) eingehängt. Oben aufgesetzt wird ein Futterkasten mit ca. 2-4 Liter Honiglösung (Honig:Wasser = 1:1) und das Flugloch mit einem Gitter verschlossen.
Solche neu gebildeten Kunstschwarm-Einheiten kommen über Nacht an einen kühlen Ort (Keller) und werden am nächsten Tag an einem geeigneten Ort außerhalb des bisherigen Flugkreises neu aufgestellt. Jetzt werden die Fluglöcher geöffnet und der Jungkönigin-Käfig zum Ausfressen freigegeben.
Bei Trachtlosigkeit müssen die Jungvölker regelmäßig nachgefüttert werden.
Wenn von der Königin K2 nachgezogen werden soll (Königin-Serie K3), muss die Leistung der Königin in ihrem Volk (Volk K2) bewertet werden.
Sollen jedoch die Drohnen D2 (sind im Volk D2, dessen Königin eine Tochter der Königin K2 ist) zur Begattung (z.B. Belegstelle) kommen, ist deren Leistung ersichtlich und zu bewerten im Volk K1 (Königin K1 ist die Großmutter der Königin in D2 (Grund: Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern).

Wenn von der Königin K2 nachgezogen werden soll (Königin-Serie K3), muss die Leistung der Königin in ihrem Volk (Volk K2) bewertet werden.
Sollen jedoch die Drohnen D2 (sind im Volk D2, dessen Königin eine Tochter der Königin K2 ist) zur Begattung (z.B. Belegstelle) kommen, ist deren Leistung ersichtlich und zu bewerten im Volk K1 (Königin K1 ist die Großmutter der Königin in D2 (Grund: Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern).

Stammbaum
Rechte Weiselzelle zeigt unmittelbar nach Verdeckelung bereits Ansatz von Verbauung
NICOT-Zellenschützer
Schlüpfreife Weiselzellen mit NICOT-Stecksystem
Sauber geschlüpfte Weiselzelle
In der Mitte 2 Brutwaben/ daneben links und rechts 2 Futterwaben/ außen 2 Mittelwände
Zur Überwinterung aufgestellte MINI-Türme
Im Volk, das die Jungkönigin erhalten soll, wird die Altkönigin gekäfigt (gelber Käfig Bildmitte).
Die Altkönigin wird entnommen und der Spezialdeckel (mit Zentralbohrung) wird aufgesetzt.
Die MINI-Beute (ohne Boden) mit der Jungkönigin wird aufgesetzt.
Nach 3-4 Tagen ist die Jungkönigin meist im unteren Brutraum und legt Eier. Die Annahme ist problemlos.